Das Navi, die Brücke und ich

Lange habe ich an diese Geschichte nicht mehr gedacht, aber durch einen Zufall bin ich wieder an sie erinnert worden.

Damals, als ich grad angefangen hab LKW zu fahren, hatte ich eine unheimliche Begegnung mit der bösen Art!
Angefangen hat es damit, dass ich als Neuling auf einen MAN Wechselbrückenzug kam, in Nachtschicht auf Linie. Hin zum Begegnungpunkt, Anhänger an die Rampe, Motorwagen mit einer anderen Spedition tauschen. Ok….war ja ganz easy. Najaaaa…bis auf das an die Rampe fahren. DAS machte mir noch ordentlich Proleme. Aber ich hab´s dann doch irgendwie geschafft.
Nun kam es, dass ich von der Nachtschicht in die Tagschicht in den Stückgutverkehr kam. Oh wehhhh….dachte ich. Morgens massig Wechselbrücken zu einigen Firmen bringen und danach meine beiden eigenen Brücken aufnehmen und ab auf Tour.
Ich bin also in meiner ersten Tagschichtwoche mit zwei beladenen Brücken in die große, für mich sehr große, weite und unbekannte Welt entlassen worden. Ohne Beifahrer oder so. Komplett auf mich allein gestellt. Frei nach dem Motto: „Vogel friss oder stirb!“
Aber Frau läßt sich nicht unterkriegen und ich bin losgezockelt.
Am frühen Nachmittag war alles ohne Probleme soweit geschafft, bis ich dann nach Gevelsberg kam. Ich sollte dort bei einer Firma etwas abholen. Ich also die Adresse in mein Navi eingegeben und es konnte los gehen. Nun war es aber so, dass die B7 wegen Baustelle gesperrt war. Das hieß also: über die Nebenstrassen ausweichen bis zu dieser Firma. Die Strassen waren breit genug für mich und mein großes Auto, ich machte mir keine Sorgen.
Nun kam mein Navi aber auf die Idee, mir zu sagen, dass ich die nächste links hoch abbiegen soll. Ich ganz brav und hab auf das Dingsda an meiner Scheibe gehört. Was das für ein Fehler war, habe ich leider erst zu spät bemerkt.
Ich bin also links abgebogen und die Strasse bergauf gefahren. Nach etwa 500 Metern sah ich zu meinem Schrecken eine Brücke mit dem Schild davor 3,80 m! Au weia! Panik in den Augen und Angstschweiss auf der Stirn!! „Da komm ich doch im Lebtag nich drunter her!“
Ich bin also bis kurz vor diese Brücke gefahren, hab den LKW mit Warnblinklicht abgestellt und bin erstmal zur Brücke um zu schauen, ob das passen würde und, wenn es passen würde, wo ich dann dahinter hin müßte. Mein Navi hat mir nämlich erzählt, dass ich nach der Brücke links abbiegen soll und schon nach kurzem Weg wäre ich dann bei dieser Firma.
Aber zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass es für mich und meinen LKW NIRGENDS weiter ging. DAS hatte mir men Navi nämlich ganz frech verschwiegen! Links abbiegen ging ja vielleicht für PKW, aber nich´ für LKW. Unter der Brücke wäre ich noch drunter her gekommen, aber danach links? Nix da! Da waren Poller auf die Strasse gesetzt worden, wo mein LKW beim besten Willen nicht durchpasste. Wenigstens nicht ohne den LKW und die Poller zu schrott zu fahren!
Also blieb mir nur noch der Weg zurück. So stand ich also da, hinter mir die für mich zu kleine Brücke bzw. der verpollerter Weg und vor mir der Weg den Berg runter! Keine schöne Auswahl!
Da es aber nirgends eine Möglichkeit für mich gab zu drehen, war ich gezwungen, fast 700 Meter (waren’s glaub‘ ich) den Berg wieder runter zu fahren und zwar RÜCKWÄRTS! Ahhhh…..nöööö…..wie soll ich dass denn schaffen? Ich hatte doch keinerlei Erfahrung damit…Grade die erste Tour allein im Verteilerverkehr. Aber es blieb mir nix anderes…Augen zu und durch!
Ich also rein in meinen LKW und mit Warnblinklicht und Rückwärtsgang langsam den Berg wieder runter. Oh man….das war die Hölle! Ich habe geschimpft und geflucht, gemotzt wie ein Rohrspatz! Da waren diese nervenden PKW-Fahrer, stellten sich direkt hinter mich, hupten, machten mich armes Ding immer nervöser.
Irgendwann musste ich dann über den rechten Spiegel rückwärts in eine recht enge Seitengasse, die mit Autos vollstand.
Ich galub´, ich bin 1000 Mal ausgestiegen und hab geschaut, dass ich nirgends dran fahre oder etwas schrotte.
Für diese gefühlten 7000 Meter (waren nur glaub´ ich 700 Meter) habe ich fast ’ne halbe Stunde gebraucht, war hinterher patschnass geschwitzt und nur noch heilfroh, dass ich am Ende ohne Schaden heile wieder auf der B7 war!
Ich habe meinen Disponenten angerufen und ihm verklickert, dass ich da NIEMLAS NIE NICH wieder hinfahren werde! Da soll dann doch mal ein 7,5 Tonner hin! ICH nicht!!!

Heute weiss ich, dass es teilweise auch mein Fehler war. Ich hätte mich vor dem Abbiegen schlau machen müssen, ob die da mit so ’nem Gefährt herfahren kann oder nicht. Allerdings war in der Strasse, wo ich herusgefahren bin um nach links abzubiegen, KEIN Verkehrsschild oder sonst ein Hinweis auf diese für mich zu kleine Brücke. Selbst heute steht dort noch kein Schild.
Also hab ich meinen schlaune Navi voll und ganz vertraut und bin dafür mit einer extra Fahrübung „belohnt“ worden!
Ich fahre zwar immernoch mit Navi, aber ich hab immerhin ein reines LKW-Navi. Trotzdem verlasse ich mich nicht rein weg auf diese Scheibendomina. Hin und wieder bevorzuge ich das Navi in Papierform dann doch. Weil BESSER IS BESSER!! Sowas brauch ich nicht nochmal!!

Was ich aber doch leider ein paar Jahre später nochmal hatte! In Köln! Wieder war es eine Brücke, die ein bißchen viel zu klein war für meinen Sattelzug. Weil 4,00 Meter passen definitiv nicht unter ner 3,60 Meter hohen Bogenbrücke durch!! Das wußte ich auch ohne Navi!!
Was blieb mir? Wieder mal rückwärts auf einer sehr stark befahrenen Strasse und auf einer großen Kreuzung gedreht und mit einem Riiiiiiesenumweg hab ich dann die Firma doch noch gefunden!!

Und die Moral von der Geschicht´? Verlasse Dich niemals nie auf Navi´s nicht!!

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