….sagte einst Johann Wolfgang von Goethe.
DAS HANNIBAL – SYNDROM
Phänomen Serienmord
Autor: Stephan Harbort
Verlag: Piper Taschenbuch, 352 Seiten
Diesmal hat es etwas länger gedauert, ein Buch von Stephan Harbort zu lesen, speziell dieses hier, weil ich es zwischenzeitlich beiseite legen musste, wenn es mich besonders berührt und aufgewühlt hat.
Inhalt:
„Dank Hollywood gilt Hannibal Lecter als Inbegriff des infernalischen Serienmörders. Doch wer sind diese Täter in der Wirklichkeit? Der Kriminalexperte Stephan Harbort hat zahlreiche von ihnen in ihren Hochsicherheitszellen besucht und interviewt, um Motivation, Tathergang und Täterprofil zu erforschen. Er befasste sich mit allen 75 deutschen Serienmördern seit 1945 – eine aufschlussreiche und schockierende Dokumentation, aus der man viel über die Psyche solcher Täter erfährt.“
„Im Grunde ist jeder Mensch zu allem fähig!“
(Johann Wolfgang von Goethe)
„Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt!“
(Mark Twain)
Diese zwei Zitate bekommen bei jeder Seite dieses Buches mehr Wahrheit, mit jedem Wort und jedem Fall, den Stephan Harbort in „Das Hannibal-Syndrom“ schildert und beleuchtet.
Stephan Harbort lässt den Leser tief in die Welt der Serienmörder hineinblicken.
Er beleuchtet ausführlich die Leben der TäterInnen, ihre gesellschaftlichen Stände, ihre Motive und ihre Psyche. Er beschreibt dem Leser ausführlich die Umstände, die einen Menschen zu einem Mörder werden lassen.
Gewohnt ausführlich und professionell mit einem flüssigen Schreibstil läßt Stepahn Harbort den Leser an seine Erfahrungen und Interwies mit den Mördern teilhaben. Seitenweise Akten wurden gewälzt (Tatort- und Vernehmungsprotokolle, psychiatrischen Gutachten, Gerichtsurteile, Obduktionsberichte) und ausgewertet. Das Ergebnis ist dieses Buch, welches keine Grausamkeit offen lässt, die Serienmörder seit 1945 bis 1995 getan haben.
Jeder, der sich mal mit Serienmördern auseinander gesetzt hat, hat ein Bild eines Serienkillers vor Augen, das typische Klischee. Stephan Harbort allerdings räumt mit diesen Klischees auf, zeigt auf, welche Opfertypen es gibt, nicht alle sind immer gleich, was die Mordmethode angeht und und und.
Ich habe zuletzt sein Buch „Killerfrauen“ gelesen, in dem Stephan Harbort einige Serienmörderinnen und ihren Werdegang zu einer Mörderin analysiert und den Leser an Abgründen teilhaben lässt, der jedem Leser kalte Schauer über den Rücken jagt.
In „Das Hannibal-Syndrom“ bekommt der Leser den direkten Vergleich von Mördern zu Mörderinnen, welche ausschlaggebenden Punkte die unterschiedlichen Geschlechter unterschiedlich morden lassen.
Besonders faszinierend fand ich die Interviews mit Mördern, in denen Stephan Harbort diesen Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber saß, ihnen in die Augen sah und zuhörte, was sie zu erzählten hatten. Mit welch kalten und und teils nüchternen Worten sie ihre Taten schilderten. Man kann sich kaum vorstellen, dass das reale MörderInnen sind und die Taten keine Fiktion oder Gehirnspinste irgendwelcher Serien- oder Filmemacher sind.
Ich bin beim Lesen immer wieder überrascht gewesen, wie der Autor mit der Situation umgeht, das mag auch seiner Ausbildung geschuldet sein, dennoch stelle ich es mir schwer vor, nicht „auszurasten“, wenn derjenige vor einem von seinen grauenhaften Taten erzählt.
Auch wenn es mir persönlich beim Lesen hin und wieder sehr schwer gefallen ist, die MörderInnen nicht abzustempeln als Unmenschen, schafft es Stephan Harbort doch, in den Tätern auch den Menschen zu sehen. Man denkt nach, man grübelt, vielleicht auch, wie man selbst in einer Extremsituation reagieren oder ob man selbst zu solchen drastischen Mitteln greifen würde. Es lässt den Leser jedenfalls nicht los.
Über den Inhalt des Buches kann man in einer kurzen Rezension nicht gerecht werden, mit nur wenigen Worten ist es nicht zu beschreiben, was für unvorstellbare Grausamkeiten Menschen vollbringen, welche Brutalität Mörder entwickeln, um einen anderem Menschen zu schaden bzw zu Tode zu quälen.
Das Buch ist flüssig und leicht verständlich geschrieben. Mit seinem eigenen Stil lässt Stephan Harbort den Leser mit den eigenen Gedanken an das Buch zurück. Er „provoziert“ beim Leser eine Nacharbeit im Kopf. Man kann das Buch nicht einfach „mal eben lesen“ und dann weglegen; ich jedenfalls konnte es nicht.
Besonders Zitate, wie das von August Geitlinger (Ja, ich bin ein Pennermörder. Ich habe sie alle umgebracht) oder von Peter Windisch („…Ich denke ständig darüber nach, wie ich Menschen töten kann. Jeden Menschen, der mich bisher besucht hat, habe ich in Gedanken schon umgebracht. … Ich bin verliebt in meine Bestie.“) haben mich besonders erschrocken. Wie kaltschnäuzig und herzlos Menschen werden können und sind. Aber andersherum aber auch die Gedanken, was passieren muss, bis man so eine Bestie wird und vor allem auch etwas Mitleid mit einigen Tätern; was für ein täglicher Kampf es sein muss, seine schlimmen Gedanken über das Morden aushalten zu müssen.
Dies sind nur 2 von unzähligen Situationen, die den Leser ungläubig den Kopf schütteln lässt, wenn man „Das Hannibal-Syndrom“ intensiv liest.
Für Zartbesaitete und empfindliche Mägen ist dieses Buch definitiv nichts. Man sollte sich darüber klar sein, dass das kein Thriller like Hollywood ist, sondern reale Morde von realen Tätern verübt. Jeder Fall wurde anhand sehr guter Recherche, Akten, Gesprächen und Interviews aufgeklärt und in diesem Buch an den Leser weiter gegeben.
Ich persönlich fand und finde es sehr schwierig, dieses Buch zu beschreiben und zu rezensieren. Man muss es selbst lesen und beschreiben. Ich kann selbst jetzt, einige Tage nach weglegen des Buches immer noch keine Worte finden, diese Grausamkeiten darin für mich in Wote zu fassen.
Nur eines kann ich mit Gewissheit sagen: wer sich für das Thema SerienmörderInnen interessiert, wird hier fündig, wie eigentlich bei allen Büchern von Stephan Harbort, die ich bis jetzt gelesen habe. Und es ist ein Buch, dass mich auch im Nachhinein nicht los lässt!
Der Spiegel hat es auf den Punkt gebracht:
„Zum ersten Mal erklärt eine Studie, was deutsche Serienmörder umtreibt!“
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