Die letzten Wochen und Monate hört, liest und sieht man fast täglich von schweren LKW-Unfällen.
Man hört von Kollegen, wie sie von ihrer Dispo oder ihrem Chef dazu genötigt werden, die Lenkzeiten zu „dehnen“, Fahrerkarte kann ja auch mal entnommen, Pausen sollen verbotenerweise verkürzt werden. 40 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht? Scheinbar immernoch für einige Spediteure nur eine „Empfehlung“, keine Grenze.
Da kommen Sprüche seitens der Dispo, dass man ja unbedingt noch zum Kunden muss, noch unbedingt abladen muss. Wenn Fahrer dann argumentieren, dass das nicht geht, da man sonst seine Zeiten überschreitet, kommen Antworten wie „Ist mir egal!“ oder „Dass muss aber sein!“ oder dergleichen.
Das Wort „Überladung“ ist für viele Spediteure und Disponenten ein Fremdwort. Hier ne Ladung, dort noch ne Palette und da hinten noch den letzten Rest freie Ladefläche füllen. Dass damit 40 Tonnen weit überschritten werden….ja und? Das ist jetzt das Problem des Fahrers. Hauptsache, Geld Geld Geld.
Und wenn es dann doch zu einer Kontrolle seitens BAG oder Polizei kommt und der Spediteur auch entsprechend bestraft wird, weil die Sozialvorschriften massiv missachtet wurden oder der LKW erhebliche Überladung aufweist, ist das dem Unternehmer auch nicht Recht.
Was denken sich solche Chefs und Disponenten eigentlich dabei? Mutwillig die Sicherheit und Gesundheit seiner Fahrer und anderer Verkehrsteilnehmer gefährde, nur um noch mehr Profit zu machen?
„Geld regiert die Welt!“ ein Satz, den scheinbar immernoch viele Spediteure als ihren Leitspruch auserkoren haben. „Meine Autos müssen Geld verdienen!“ oder „Regelkonform kann man nichts verdienen!“ sind oft gehörte Sätze, die dann gern seitens der Disponenten und Chefs getätigt werden.
Drohungen, a la „Wenn du das nicht machst, muss ich dich kündigen!“ oder „Dann muss ich dir halt diese oder jene Prämie streichen!“ werden sehr schnell ausgesprochen. Oder im schlimmsten Fall wird dem Fahrer wegen Arbeitsverweigerung oder im schlimmsten Fall mit einer erfundenen fadenscheinigen Ausrede oder Begründung gekündigt.
Ich finde es eine bodenlose Frechheit von solchen Unternehmen, ihre Fahrer derart zu gefährden, zu verheizen und zu nötigen. Nur weil sie die Dollarzeichen in den Augen stehen haben.
Wenn sich ein Fahrer gegen solche Machenschaften zur Wehr setzt, heißt es gleich, er sei unwillig, aufmüpfig, faul, würde das Betriebsklima stören und wird, wenn er nicht gleich gekündigt wird, quasi degradiert. Drecksarbeiten, Scheisstouren und der Sündenbock der Firma ist ihm sicher.
Andere dagegen, die brav wie dumme Schafe die Anweisungen Lenk-/Ruhezeiten „dehnen“, überladen fahren usw, erfüllen, bekommen die „Sahnetouren“, werden verhätschelt und vertätschelt, können so viel Mist bauen, wie sie wollen, da wird drüber hinweg gesehen.
Ist ja auch ganz logisch: solche Fahrer sind Schafe, die niemals ein Widerwort geben, die folgsam wie Lämmer zur Schlachtbank folgen, die kinderleicht zu händelnden Nichtselbstdenker. Am besten ist es noch, wenn sie NICHT genau wissen, was ihre Rechten und Pflichten im Job, nicht informiert sind und auch keinerlei Interesse an dererlei Dingen haben. Optimal wäre es dann noch, wenn sie mit wenig Lohn/unangemessenem Lohn zufrieden sind und man sie mit irgendwelchen Dingen wie Schnickschnack am LKW, Lämpchen und mit nem V8 locken bzw zufriedenstellen kann. Mit solchen Fahrern kann ein Unternehmen scheinbar Geld machen. Nicht zu vergessen, dass man ja noch mehr Geld sparen kann, wenn man Mittel und Wege sucht, sich um den Mindestlohn zu drücken.
Wehe ein Fahrer fragt nach einer Lohnerhöhung! Dann kann man quasi im Gesicht des Chefs ansehen, wie er, ähnlich wie Dagobert Duck, seinen Goldberg dahinschmelzen sieht und panisch nach Ausreden sucht, um dem Fahrer bloß nicht mehr zahlen zu müssen. „Das kann ich mir nicht leisten. Dem Transportgewerbe, und somit auch uns, geht’s nicht so gut. Das geht gar nicht!“ und fluchtartig wird das Terrain verlassen um bloß keine Diskussion aufkommen zu lassen. Dabei hab ich die Erfahrung gemacht: einem Spediteur, der jammert, geht’s gut. Erst wenn er nicht mehr jammert, sollte man sich Sorgen machen!
Vielleicht wäre hier seitens des Chefs die bessere Lösung gewesen, dem Fahrer zu erklären, wieso weshalb, warum man nicht mehr zahlen kann, wenn dem so sein sollte. Man braucht ja nicht die ganze Buchführung vor ihm darzulegen, daran haben die wenigsten Fahrer Interesse, aber eine sachliche Argumentation würde dem Fahrer helfen, zu verstehen. Und vor allem würde der Fahrer sich ernst genommen und um seiner Sorgen erleichtert fühlen. Im Wirtschaftsjargon nennt man sowas „Mitarbeiterführung“. Denn eines sollte jedem Unternehmer klar sein: ein Mitarbeiter, der unzufrieden ist, erbringt nicht die Leistung, die ein motivierter Mitarbeiter erbringt. Ein Stück weit steht und fällt eine Firma mit den Angestellten.
Aber DAS haben scheinbar viele Spediteure nicht verstanden oder WOLLEN es nicht verstehen.
Allerdings gibt es dann aber auch Fahrer, die, wie ich oben schon erwähnte, mit Schnickschnack am LKW, Lämpchen und nem V8 mundtot zu kriegen sind, dass sie sich ja nicht über den Lohn beschweren.
Denen Recht und Gesetz scheinbar egal sind, die die Wünsche des Chefs von seinen Augen ablesen, leider muss ich sogar sagen, ihm tief in den Allerwertesten kriechen, die eigenen Kollegen in die Pfanne hauen, nur um besser da zu stehen. Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde mehr!
Fahrer, die scheinbar kein Interesse daran haben, sich ihn ihrem Job um die wichtigen, lebenswichtigen Dinge zu kümmern; die sonst nur schimpfen, wie schlecht doch alles ist, aber den Ar… nicht hochbekommen, etwas an der Situation zu verändern. Und wenn man dann versucht, solche Fahrer zu motivieren, dann hört man Sprüche wie „Was soll das bringen?“ und „Das bringt doch sowieso nichts!“ und „Warum soll ich was für andere tun? Die tun ja auch nix für mich!“ Ha ha….und wehe, man kommt mit dem Wort „Gewerkschaft“ und „sich organisieren“…holla die Waldfee….dann geht das Temperament mit denen durch: „Gewerkschaften? Alles Verbrecher! Wollen nur mein Geld, aber tun nix für mich!“
Hallooo??? Mal überlegt, warum das wohl so ist? Eine Gewerkschaft kann nur was tun, wenn sie Mitglieder hat! Je mehr, desto besser! Denn nur mit einem Background kann man agieren und reagieren! Also Hinterteil mal hoch und ran an den Speck. Von nix kommt nix! Auch nicht von einer Gewerkschaft!
Leider hat sich die letzten Jahre ein Spruch bewahrheitet:
✓✓“Wer mit Bananen bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn nur Affen zur Arbeit kommen! Und wer sich wie ein Affe aufführt, muss sich nicht wundern, wenn er nur mit Bananen bezahlt wird!“ ✓✓
Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass beide Seiten Mal dringend in sich gehen sollten. Sich mal überlegen sollten, wie ich als Unternehmer mit meinen Mitarbeitern umgehe, wie ich sie bezahle, ob ich sie weiterhin verheizen muss, nur um meine Geldgier zu befriedigen. Ob es Sinn macht, meine Fahrer derart unter Druck zu setzten, dass sie Fehler machen, Unfälle bauen, zu einer Gefahr, sei es durch Übermüdung oder auch als erheblich überladene „Zeitbombe“, werden und auf die Menschheit loslasse. Im Endeffekt schneidet sich man hier nur selbst in den Finger. Und wenn ich als Unternehmer mich betriebswirtschaftlich so verhalten und so agieren muss, um überhaupt zu Überleben, sollte ich mir überlegen, woran das liegt. Sind die Preise derart im Keller? Zu große Konkurenz? Fühle ich mich bedroht? Dann wäre es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, ob es sinnvoll wäre, sich mit anderen Speditionen zusammen zu tun, die garantiert die gleichen Gedanken, Sorgen und Ängste haben. Denn auch hier gilt: gemeinsam ist man stark!
Dann aber sollte sich ein jeder Fahrer aber auch Gedanken darüber machen, ob es Sinn macht, nur um dem Chef noch mehr Geld zu „beschaffen“, eines dieser „Lämmer zur Schlachtbank“ sein zu wollen, das zu allem Ja und Amen sagt.
Informiert Euch, macht Euch schlau, verkauft Euch vor allem nicht unter Wert! Denn dass muss sich NIEMAND antun! Wehrt Euch, wenn die Dispo Mal wieder meint, die Sozialvorschriften sind nur eine Empfehlung. Macht den Mund auf, wenn sind etwas als ungerechtfertigt empfindet. Aber vor allem lasst Euch nicht zu einer rollenden Gefahr machen, nur weil der Chef es so will! Bringt weder Euch noch andere in Gefahr. Denkt an Eure Familien, die Euch Heil und gesund und nicht in einer Zinkwanne wiedersehen wollen. Lasst die Finger von Handy, Laptop und Co wenn Ihr fahrt! Haltet Abstand! Seit mit allen Sinnen auf der Straße! Es heisst LEBEN, nicht ÜBERLEBEN!
Nehmt Euren Job ernst, nicht nur alleinnEuch allein wichtig, arbeitet miteinander, nicht gegeneinander. Benennt Euch bei Kunden so, wie ihr es von Kunden erwartet. Tretet vernünftig und ordentlich auf, nicht in den letzten Schlabbersachen, die grad auffindbar sind.
Liebe Spediteure, auch Ihnen gilt mein Wort.
Denken Sie bitte mal darüber nach, was Sie ihren Fahrern antun, wenn Sie sie hetzen, jagen, dazu nötigen, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen. Ist Ihnen Geld mehr wert, als ein Menschenleben? Ist es Ihnen wichtiger, wie es Ihnen geht, als Ihren Fahrern? Was gibt Ihnen das Recht, so über einen anderen Menschen zu verfügen? Es ist unmenschlich, egoistisch und dreist!
Reden Sie mit ihren Fahrern, klären Sie sie auf, argumentieren Sie. Behandeln Sie sie wie Menschen und nicht wie eine Nummer im Betrieb!
Jeder Ihrer Fahrer ist ein Mensch, mit Sorgen, Nöten und Gedanken, der Respekt verdient. Der arbeitet und zufrieden ist, wenn er merkt, dass er ernst genommen wird, wenn man ihn ein Stück weit einbezieht, ihn auch aufklärt.
Leider habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass es Chefs gibt, die an gut informierten Fahrern gar kein Interesse haben. Denn solche Fahrer sind gut in dem, was sie tun. Und vor allem wissen sie, was erlaubt und verboten ist, wegen sich sogar. Und das mögen einige Chefs nicht. Ich habe sogar vor ein paar Jahren den Satz von einem Spediteur gehört, dass Qualifikationen ihn nicht interessieren. Der Fahrer soll fahren, mehr nicht. Dass danach für mich das Grspräch beendet war, kann man sich vorstellen. Mehr Arroganz geht schon fast nicht mehr.
Meine hier beschriebenen Worte sind teilweise überspitzt, sarkastisch, aber auch real und der täglichen Erfahrung widerspiegelnd. Sie sind meine Worte, die wahrscheinlich auch auf Widerstand stoßen werden, für die ich höchstwahrscheinlich angegriffen werde. Aber ich weiß auch, dass ich damit einen Nerv auf beiden Seiten getroffen habe und treffen werde. Dem bin ich mir vollkommen bewusst. Aber vielleicht sorgen sie auch dafür, dass sich der eine oder andere, sei es ein Chef, Disponent oder Fahrer, Gedanken macht und sich diese Worte zu Herzen nimmt. Denn dann habe ich das erreicht, was ich wollte: die Branche, den Ruf und das Leben miteinander ein Stück besser zu machen! Denn wenn jeder bei sich anfängt, ist ein erster Schritt getan.
In diesem Sinne
Daniela
1 comment for “Gedanken über so einiges, was falsch läuft ”