Der deutsche Trucker im Jammertal? 

​Folgenden Text hab ich für gut befunden und mit freundlicher Genehmigung des Verfassers darf ich es hier veröffentlichten. 

Danke Michael! 😀
Die deutschen Trucker im Jammertal angekommen!?

Wieder einmal ist es Zeit, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. 

Ja, der deutsche Trucker! Was ist das für ein Mensch?

Es gibt verschiedene Arten von Trucker. Trucker, die diesen Job aus Leidenschaft machen. Trucker, die nichts anderes können, obwohl es für die Anderen auf der Straße besser wäre, wenn sie nicht fahren würden. Trucker die einen anderen Beruf gelernt haben, aber ihre Berufung in diesem Job gefunden haben. Trucker, die einen anderen Beruf gelernt haben und einfach etwas Anderes ausprobieren wollen. Trucker, die eine Umschulung durch das Arbeitsamt machen und lieber zum Straßenkehrer umgeschult hätten. Trucker, die eine Umschulung bezahlt bekommen um aus der Statistik zu verschwinden und bei den Arbeitszeiten des Berufs schnell das Weite suchen. Trucker, die ihre Chance der Umschulung genutzt haben um endlich einen großen Lkw zu fahren, oder einen Kindheitstraum damit verwirklich. Dann gibt es die Trucker, die einfach nur fahren um Geld zu verdienen, was ja inzwischen in einigen Sparten der Transportbranche schwierig geworden ist.

Naja, dann haben wir sehr viel verschieden Charaktere von Truckern. Wer kennt sie nicht, die selbstgenannten Edeltrucker. Manche mit Hut, Jeans und Cowboystiefel. Ihr Truck glänzt in der Sonne, strahlt vor Chrom, hat Lämpchen überall, innen glänzt der Truck und ist mit allem modischen Schnickschnack ausgestattet. Bei jedem Halt wird der Lappen ausgepackt und die Felgen gewienert. Rumstolzieren tut er wie ein Hahn und schaut verächtlich auf die normalen Trucks und Fahrer herab. Manche ignorieren dich gekonnt, weil sie ja etwas Besseres sind.

Dann gibt es noch die Trucker, und wir kennen sie alle, die schon überall waren, die schon einen Schubboden gefahren haben und bei Aldi auf dem Hof abgeladen haben. Die, die ihrem Chef und Disponenten schon so dermaßen die Meinung gegeigt haben, daß die Chefs und Disponenten nach ihrer Nase tanzen. Und ja, manche haben schon so auf den Tisch gehauen und den Disponenten am Kragen gehabt. Und neulich hat mir einer erzählt, daß er den Bürostuhl durch das Büro oder Fenster gepfeffert hat. Aber wenn es dann ans laden und abladen geht, machen sie so eine Hektik, daß sie sogar beim laden und abladen einen Hubwagen schnappen und helfen. Dabei stellen sie noch den Tachographen auf Pause. Aber wehe der Chef oder Disponent an, wie kleinlaut sie dann sind!

Dann haben wir noch die Trucker, die nur am meckern und schimpfen sind. Scheiß Job, macht keinen Spaß mehr, alles zum kotzen, Scheiß Ausländer, Scheiß Disponent, Scheiß Ladung, ………..!  Gleichzeitig die absoluten Hektiker, die so unter Druck stehen, daß man überlegt wann er den ersten Herzinfarkt hat.

Dann gibt es noch die Truckermüllis! Wenn die Tür des Trucks aufgeht, kommt eine Duftwolke raus bei der man erstaunt ist wie viele Gerüche  es doch geben kann. Wenn sie in die Nähe kommen, möchte man ihnen am liebsten Duschzeug in die Hand drücken und einen Lehrgang wie man eine Waschmaschine bedient anbieten. Febreze in der Hosentasche wäre auch eine Möglichkeit um die Luft um sich herum zu verbessern.

Das war mal ein kleiner Querschnitt der Trucker die es gibt, den man aber nicht allzu ernst nehmen sollte. 😉

Eigentlich geht es mir ja um etwas ganz anderes. Nach 2,5 Jahren Arbeit mit der Actie und den Versuch die Zu und Umstände in der Transportbranche zu verbessern, haben mir die Augen geöffnet. Aus anfänglichen Optimismus und Enthusiasmus, ist ein Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit, Enttäuschung und Verzweiflung geworden. Das wird mich in dem Weg nicht beeinträchtigen, denn wenn ich ein Ziel vor Augen habe, werde ich versuchen alles zu tun um es zu erreichen.

Sehr viele Gedanken habe ich mir gemacht, warum es nicht klappt, die Fahrer zu vereinigen. Einen Grund habe ich oben aufgezählt. Es gibt unwahrscheinlich zu viele unterschiedliche Charaktere unter den Truckern. Aber mal ehrlich, ihr seid die ganze Woche auf den Straßen unterwegs, kommt zu Lade und Abladestellen, parkt auf Raststätten und Parkplätze. Jeder Trucker der das hier liest, kann mir nicht erzählen, daß er nicht sieht was in der Transportbranche abgeht und wie sich die Transportbranche in den letzten 20 Jahren verändert hat. 

Aus sehr vielen Gesprächen mit Truckerkollegen, ob in der gleichen Firma, auf Parkplätze und auch bei Lade und Abladestellen, konnte ich hören wie unzufrieden die Meisten mit der Entwicklung in der Transportbranche sind. Einige kleine Unternehmer habe ich untergehen gesehen, ihr doch sicher auch!?

Aber was bekommt man als Antwort, wenn man sagt, daß man doch endlich etwas dagegen tun sollte? „Wir müssen es machen wie die Franzosen und Italiener“ „Streiken, blockieren, Randale, usw.“ „Die haben eine Arsch in der Hose“ „In Deutschland bekommt man keine 3 Trucker unter einen Hut“ „Den Deutschen geht es noch viel zu gut“

„Wir müssen es machen wie die Franzosen und Italiener“ „Streiken, blockieren, Randale, usw.“ Irgendwie sehe ich es auch so, das wäre trotz gesetzlicher Konsequenzen ein deutlicher Warnschuss an die Politik und Konzerne. Aber uns fehlen mindestens 4 Dinge für so etwas zu machen. 1. Sind die Wenigsten in einer Gewerkschaft. 2. Haben die einen Zusammenhalt, den man unter den deutschen Fahrern leider nicht findet. 3. Sollten sich die Unternehmer, die unter den großen Speditionen leiden, zusammenschließen. 4. Müßte ein großes Umdenken der Fahrer stattfinden. Und zwar der eigene Egoismus sollte sich in einen großen gemeinsamen Egoismus umwandeln!

„Die haben eine Arsch in der Hose“ Haben wir den nicht alle? Gehört viel Arsch dazu den Anfang zu machen? In einer Gewerkschaft einzutreten? Zeit zu nehmen, anstatt zu jammern und schimpfen, diese Zeit nehmen um Kollegen zu überzeugen, daß man etwas tun muß?

„In Deutschland bekommt man keine 3 Trucker unter einen Hut“ Hm!? Diese Befürchtung habe ich nach 2,5 Jahren auch, aber die Hoffnung werde ich nicht aufgeben. Nehmen wir mal als Beispiel Facebook. Das ist doch die beste Möglichkeit Fahrer zu informieren, sich zu sammeln, Informationen auszutauschen, Pläne zu schmieden, eine der größten Gruppe zu organisieren, beginnen den Zusammenhalt und Kollegialität in die Tat umzusetzen. Aber woran scheitert es? Egoismus, Neid, Besserwisserei, Hoffnungslosigkeit, Ungeduld, persönliche Befindlichkeiten, Uneinigkeit, Ignoranz, Traumwelt, usw.! Wenn man überlegt, wie viele in den letzten 2,5 Jahren schon Gruppen gegründet haben. Wie viele Truckergruppen gibt es? Da gibt es einige Gruppen, z.B. mit dem Namen „Trucker halten zusammen“, „Kollegentreff“ usw.! Naja, viele sind in all diesen Gruppen drin. Da wird der Zusammenhalt gelobt und gepredigt, aber wenn man das über einen langen Zeitraum betrachtet, ist nicht alles so wie es nach außen scheint. Da haben sich kleinere und größere Grüppchen gebildet und all diese haben Spaß zusammen. Das ist doch auch Ok. Aber bei allem Spaß, sollte man nicht die Augen vor der Realität verschließen. Lasst mich mal Träumen! Wenn man all diese Grüppchen, die sie natürlich auch bleiben sollen, trotzdem zu einem Großen bilden würde. Alles Wissen und alle Kontakte in einen Topf schmeißen würde, ganz einfach die einzelnen Kräfte zu einer großen Kraft verbinden könnte, wäre das doch der Anfang von etwas ganz Großem! 

„Den Deutschen geht es noch viel zu gut“ Geht es uns das? Jetzt fange ich mal mit früher an! 😉  War es früher nicht möglich von dem Gehalt eines Truckers eine Familie zu ernähren, ein Häuschen zu bauen, oder mindestens einmal im Jahr mit der ganzen Familie Urlaub zu machen? Ja ich weiß, das können viele heute auch noch. Aber wie viele Trucker können das nicht mehr? Wie viele Trucker bekommen zusätzlich noch H4 um ihre Familie zu ernähren? Wie viele Truckerehefrauen müssen noch arbeiten gehen und die Kinder sind deswegen bei Oma und Opa oder bei der Verwandtschaft? Hört doch bitte auf alles Rosarot zu sehen und die Realität zu verdrängen! Schaut auf den Lohnzettel wie viel euch abgezogen wird, wie viel der Staat einsackt, wie die Steuergelder für Dinge ausgegeben werden bei denen wir nur mit dem Kopf schütteln. Schaut euch die Gehälter von Manager an, die Gehälter der Politiker, die Diätenerhöhungen, wie teuer die Mieten geworden sind, wie teuer seit dem Euro alles geworden ist. Schaut euch euren Rentenbescheid an und behauptet nicht, daß der Bescheid ein sorgenloses Rentenleben aufzeigt.

Und ihr Unternehmer! Natürlich ist es einfacher, auszuflaggen, Billigfahrer einzustellen damit man Dumpingfrachten annehmen kann, nur um den Laden nicht schließen zu müssen! Ich weiß, daß ihr es genauso schwer habt, euch zu organisieren und untereinander zusammenzuschließen, aber habt ihr gar keinen Stolz mehr? Keinen Stolz mehr, korrekt, sauber und mit Fahrer eure Firma zu präsentieren, die ihr mit Stolz aufgebaut und geführt habt? 

Ja, wird es ein Traum bleiben und die Trucker versinken im Jammertal, oder werden es die Trucker eines Tages schaffen sich zu organisieren? Zusammenhalt zu leben und zu zeigen? Mit ganz einfachen Mitteln, einer Warnweste am Spiegel? Wird es eines Tages dazu kommen, daß die ganzen Gruppenadmins sich mal an einen Tisch setzen, reden, Kompromisse eingehen und einen Nenner finden?

Nach 2,5 Jahren Actie und Facebook, könnte man den Eindruck haben, daß es nicht funktioniert, aber sind wir bereit die Hoffnung aufzugeben? Sind wir bereit ins Jammertal der Trucker abzutauchen?

Ich nicht!

Michael Schmalz

P.S.: An dem Wort „Trucker“ sollte sich niemand aufregen. Egal wie ihr Fahrer genannt werden wollt, ich kann nicht jedes Mal alle Bezeichnungen nennen und habe mich für das Wort „Trucker“ entschieden. Ist auf jeden Fall nicht negativ gemeint!

11 comments for “Der deutsche Trucker im Jammertal? 

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